Im Jahr 1967 wurde es notwendig, eine Wasserleitung anzulegen, um den Campingplatz mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen. Bis dahin wurde das Trinkwasser in einem Wassertank und per Traktor von Larochette nach „Kengert“ geholt. 1963, hatte sich die Gemeinde Larochette geweigert weiter Wasser an Bewohner einer anderen Gemeinde zu verkaufen, denn „Kengert liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Medernach.
Durch den zunehmenden Erfolg des Campingplatzes im Sommer, genügte die herbeigeführte Menge Wasser nicht mehr und eine Bohrung nach Wasser oder einer Quelle schien unumgänglich.
Doch war es unmöglich eine Quelle auf dem Gebiet des Grundstücks zu finden. Es fließt sehr vieles und sehr gutes Wasser unterhalb des Berges genannt Kengert, aber von oben war es nicht möglich diese Sickerung anzubohren. Selbst ein Rutengänger konnte nicht helfen, die richtige Stelle ausfindig zu machen. Es wurde also entschieden, eine Wasserleitung von Medernach nach Kengert anzulegen. Die Fleischfabrik VIDA verfügte über einen Brunnen. Er sollte die Wasserleitung speisen. Das Unternehmen war sehr aufwändig: eine Pumpstation musste gebaut werden, ein Vorratsbecken angelegt werden, eine Leitung hinauf durch das Waldgebiet geführt werden. Dabei muss man sich mit dem Eigentümer des Brunnens nicht nur über den Preis pro Kubikmeter Wasser einigen, sondern auch eine Übereinkunft treffen was die die Miete des Grundstücks für das Pumpwerk und das Wasserbecken betraf.
Der zu überbrückende Höhenunterschied betraf 135 Meter und die gesamte Leitung lief über eine Strecke von 1.350 km. Dass es sich um eine große Investition handelte, war klar, und auch kein sehr einfaches Unterfangen, da es auch mehrere Eigentümer gab, über deren Grundstücke die Leitung gebaut werden sollte. Für Material und Pumpenstation gab es genug Geld, aber nicht für einen Bauunternehmer und Bulldozer zum Graben, und so wurde der Winter 1967/1968 dazu benutzt die ganze Strecke mit der Hand zu graben.
Hierzu war natürlich jede mögliche Hilfe willkommen. Da tauchte Udo Albrecht auf, ein Deutscher der einige Zeit in einem Wohnwagen am Rande des Waldes verbrachte. Er wollte eigentlich ein Buch schreiben und benötigte Ruhe dazu. Wenn wir an ihm vorbei kamen, hörten wir immer das Klappern seiner Schreibmaschine. Er bot seine Hilfe bei der großen Arbeit an, damit er etwas Abwechslung hatte. Es gab auch einen niederländischen Hippie, Henk Hilhorst, der für Kost und Wohnung mithalf.
Natürlich musste auch auf dem Campingplatz selbst ein ganzer Abschnitt gegraben werden. Als Robert beim Graben war, flogen plötzlich kleine grüne Partikel mit einer Schaufel Boden durch die Luft. Es waren die Reste eines Leinensacks, in dem ein Schatz mit Münzen verborgen war. Durch den Kontakt mit der Luft verfiel dieser Sack zu Pulver, die Münzen glücklicherweise nicht.
Vorsichtig wurden alle die Geldstücke geborgen, es waren insgesamt 420 Silbermünzen, alle datierten aus dem 14. Jahrhundert. Die meisten stammten aus der Zeit Wenzel II von Böhmen und Luxemburg; andere waren in Münzateliers in Prag, Hall am Kocher (heute Schwäbisch Hall in Schwaben) und Sierck in Frankreich geprägt worden. Das Nationalmuseum für Kunst und Geschichte in Luxemburg hat den Fund inventarisiert, einige Stücke wurden abgekauft; mehrere Fundstücke befinden sich noch heute in unserem Besitz. Aufgrund dieses Fundes sind viele wilde Geschichten entstanden, bei denen mehrere annahmen der Aufbau des Campingplatzes habe sich hierdurch finanziert. Schade, aber das war leider nicht der Fall.
Da wir den Fund als “Team” gemacht hatten, wurde beschlossen, dass Henk Hilhorst und Udo Albrecht ihren Anteil am Erlös bekommen sollten. Allerdings wollte der Deutsche nichts haben, er behauptete genug Einkommen zu haben, aus Beiträgen von Freunden und wir glaubten ihm das. Doch eines Tages, sprach die Gendarmerie und die Kriminalpolizei Köln bei uns vor. Es stellte sich heraus, dass er ein deutscher Terrorist sei, ein Neonazi, der zusammen mit Komplizen beabsichtigte einen palästinensischen Widerstand gegen Israel zu organisieren. Sein Wohnwagen diente als Lager für Propaganda-Flugblätter! Er hatte in seinem Wohnwagen gar eine Mini-Druckerei eingerichtet. Hier wurden auch Blankopässe, gestohlene Fahrzeugscheine, und gestohlene Stempel gefunden. Bei uns hatte er sich unter dem Namen Robert Graf, mit einem selbst angefertigten Pass angemeldet! Sein neuer 250E Mercedes der teuersten Sorte, hatte er unter mehreren, in Stuttgart auf einem Fabrikgelände entwendet.
Udo Albrecht erlangte später in Deutschland eine gewisse Berühmtheit, unter anderem, wegen mehreren Ausbrüchen aus dem Gefängnis, als Bankräuber, als “DDR Stasi-Agent” und so weiter. (lesen Sie hier mehr)
Übrigens durften wir als “Belohnung” für den Bau der Wasserleitung, den nächsten Winter wieder graben nach Medernach, diesmal für den Abwasserkanal…